24-56111 Ruhe in Frieden - Berliner Friedhöfe

25.11. - 29.11.2024
Nr. CW101-094H
Referent*innen: Rainer Böger, Andrea Wodke 

Friedhöfe ermöglichen eine Begegnung mit der Geschichte ganz besonderer Art. Sie geben Auskunft über die städtebauliche Entwicklung, zeigen den Wandel im Umgang mit dem Tod sowie die Entwicklung der Friedhofskultur.
Im Mittelalter war der Kirchhof noch Lebensmittelpunkt der jeweiligen Dorfgemeinschaft. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Medizin und Hygiene führten im 18. Jahrhundert zu Veränderungen im Bestattungswesen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte sich eine abwechslungsreiche und aufgelockerte Gestaltung durch, die in einer z.T. künstlerischen Grabmalgestaltung gipfelte. Was man im Leben war, sollte auch im Tod zum Ausdruck kommen.
Ab dem 20. Jahrhundert setzten sich Park- und Waldfriedhöfe durch, die Grabsteine wurden schlichter. Mit der Zulassung der Feuerbestattung 1911 in Preußen löste sich der Platzmangel auf den Friedhöfen von selbst. Während die Nationalsozialist*innen jüdische Friedhöfe schändeten, wandelten die Kommunist*innen den ersten jüdischen Friedhof Berlins in eine Grünanlage um.
Auch der Mauerbau hinterließ Spuren: Ab 1961 lagen sechs Friedhöfe im Grenzbereich und durften nur mit Passierschein betreten werden. So befindet sich ein Teil der Mauergedenkstätte in der Bernauer Straße auf dem Gelände des Friedhofs der St. Elisabeth- und Sophiengemeinde.
Durch den erneuten Wandel der Bestattungskultur im letzten Jahrzehnt sind nicht geringe Flächen vieler Friedhöfe für eine Umnutzung in der Diskussion. Aktuell von der Nutzung als urban gardening bis zur Wohnbebauung.

In diesem Seminar werden wir uns mit der Geschichte und Gegenwart des Bestattungswesens auseinandersetzen, auf Friedhöfen Persönlichkeiten nicht nur der Berliner Geschichte begegnen und auch der Frage nachgehen, wie die Ein-wanderer*innen ihre Toten in Berlin begraben.

Dieses Seminar findet in Kooperation mit der Volkshochschule City West statt. 

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