Einblicke in das EU-Grenzregime

Pushbacks, brutalste Gewalt, Zäune, Drohnen, Infrarotkameras, Frontex.
So sehen die Außengrenzen der EU aus - zumindest für diejenigen, die
nicht mit einer europäischen Staatsbürgerschaft geboren wurden. Aufgrund
„falscher“ Pässe, Papiere oder Dokumente (Illegalisierung, „Othering“)
werden. Menschen gewaltsam daran gehindert, ihren Aufenthaltsort frei zu
wählen. Doch die Grausamkeit des EU-Grenzregimes zeigt sich nicht nur an
den Außengrenzen. Grenzen sind ebenso ein Instrument der
wirtschaftlichen und politischen Kontrolle, das den internationalen
Handel, die Mobilität von Arbeitskräften, Waren und Märkten steuert und
damit ein neokoloniales Weltsystem aufrecht erhält. Diese Form der
Grenzkontrolle beginnt und endet nicht an den Zäunen und Mauern. In
diesem kritischen Tutorium möchten wir uns gemeinsam damit
auseinandersetzen, wie Grenzen durch Unternehmen, polizeiliche Abkommen
und Praktiken innerhalb des Schengenraumes und sogar durch humanitäre
Nichtregierungsorganisationen, erweitert und aufrechterhalten werden.

In den sechs Tutoriums-Terminen werden wir gemeinsam Texte lesen und
diskutieren, die sich aus forschungs- aktivistischer und aktivistischer
Perspektive kritisch mit dem EU-Grenzregime auseinandersetzen. In der
gemeinsamen Auseinandersetzung mit Textmaterial und dem aktuellen
gesellschaftlichen Diskurs wollen wir historischen Kontinuitäten der
nationalstaatlichen Grenzziehung und den Auswirkungen territorialer
Eigentumsverhältnisse ergründen. Dabei werden wir uns im Tutorium durch
Perspektiven aus dekolonialen und anti-kapitalistischen Bewegungen
inspirieren lassen, sowie eigene Perspektiven, Erfahrungen und
Projektualitäten diskutieren können. Das Tutorium lädt alle diejenigen
ein, die sich kritisch mit dem EU-Grenzregime auseinander setzen wollen.