Freed through Desire? - Zum revolutionären Potential von Bedürfnissen im Kapitalismus (FLINTA only)

In dem Tutorium wollen wir uns mit Bini Adamczaks Idee des „kommunistischen Begehrens“ auseinandersetzen. Anhand dessen versuchen wir zu ergründen, wie es dazu kommt, dass selbst in Zeiten in denen vielen ein Ende der Welt wahrscheinlicher erscheint als das Ende des Kapitalismus (Fisher, 2013) eben doch immer wieder das Bedürfnis entsteht, „dass endlich alles anders wird“ (Admaczak, 2004). Ausgehend von der Überzeugung, dass es sich hierbei um ein gesellschaftliches Phänomen handelt und nicht um das Ergebnis eines vermeintlichen Wesenskerns der Menschen an sich, werden wir uns in dem Tutorium dem Bedürfnisbegriff mit den Arbeiten von Ágnes Heller annähern. Mit Ausschnitten aus ihrem Werk „Theorie der Bedürfnisse bei Marx“ können wir versuchen, die Bedürfnisstruktur im Kapitalismus besser zu verstehen. Zudem bietet ihre daraus abgeleitete Konzeption der „radikalen Bedürfnisse“ eine Möglichkeit Adamczaks fragmentierte Überlegungen zum kommunistischen Begehren systematischer nachzuvollziehen.

Zum Hintergrund werden wir auch einen Blick in Theodor W. Adornos „Thesen über Bedürfnis“ (1942) und Herbert Marcuses „Der eindimensionale Mensch“ (1967) werfen, sowie Inspiration aus Mark Fishers „Sehnsucht nach dem Kapitalismus“ (2024) einbeziehen.

Ich hab besonders Lust mit euch die Frage zu diskutieren, ob ihr die Ideen von Adamczak und Heller für tragfähig haltet und ob wir darin Anknüpfungspunkte finden, um antikapitalistische Kämpfe neu zu gestalten.

Mir kommt es darauf an, in dem Tutorium gemeinsam verständnisorientiert an die Begriffe und Konzepte heranzugehen. Ich wünsch mir, dass wir das Tutorium abseits von Theoriegemackere organisieren können und etwaiges Vorwissen nur solidarisch und konstruktiv für einen kollektiven Verstehensprozess einsetzen. Ich hab zwar einige Ideen, welche Literatur zum Thema kommunistisches Begehren spannend sein könnte, es gibt aber immer Platz für weitere Vorschläge und die Möglichkeit von Sitzung zu Sitzung zu überlegen, wo noch Lücken sind und welche Lektüre sich eignet, um sie zu füllen. Für die einzelnen Sitzungen werde ich versuchen, kürzere, exemplarische Textabschnitte auszuwählen. Es wird also kein Deepdive in eine einzelne Theorie, sondern ein fragmentarisches Annähern an den Begriff.

RAUM: WiWi 2053, VMP 5