Berlin der 20er. Mehr als nur Babylon?!

04.05. - 08.05.2026
Nr. 26-54051
Referent*innen: Andrea Wodke und Rainer Böger

1920 wurde Berlin über Nacht zur drittgrößten Stadt der Welt. Mit der Gründung von Groß-Berlin verschmolzen Berlin und umliegende Städte und Gemeinden zu einer neuen urbanen Einheit. Diese tiefgreifende Umstrukturierung war eine Reaktion auf die Herausforderungen unkontrollierten Wachstums, sozialer Ungleichheit und infrastruktureller Konkurrenz – Themen, die uns auch heute wieder beschäftigen.

Die 1920er Jahre waren eine Zeit zwischen Demokratieaufbruch und autoritärer Bedrohung, zwischen wirtschaftlichem Elend und kultureller Blüte. Die junge Weimarer Republik rang mit den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs, Hyperinflation, politischer Gewalt und wachsender Polarisierung. Diese Herausforderungen begünstigten die Machtergreifung der Nationalsozialisten und brachten die junge Demokratie zu Fall.

Doch zugleich entstanden in dieser Zeit wegweisende Reformen, soziale Wohnungsbauprojekte wie die Großsiedlungen in den neuen Außenbezirken und große Volksparks mit Spiel- und Sportstätten. Sechs der Siedlungen gehören inzwischen zum Weltkulturerbe. Berlin steht erneut an einem
Scheideweg: Wohnraum ist knapp, die soziale Spaltung wächst, die Demokratie wird herausgefordert. Im Seminar wollen wir Parallelen nachgehen und herausfinden, wie historische Erfahrungen dabei helfen, heutige Krisen zu verstehen – und ihnen zu begegnen. Und wo liegen die Grenzen solcher Vergleiche?

Gemeinsam erkunden wir die Geschichte der „goldenen“, aber auch der konfliktreichen 20er Jahre – vor Ort, in Diskussionen und mit dem Blick auf unsere Gegenwart. Denn über 100 Jahre nach der Gründung Groß-Berlins geht es erneut um die Frage: Was hält unsere Stadt – und unsere Gesellschaft – zusammen?